Bereit für den Alltag

Wie fertig ist jemand, der das Studium gerade hinter sich hat, und wie bereit für das, was vor ihm liegt? Oder, um korrekt zu sein, vor ihr? Mit Blick auf die Ausbildung am TSA wollten wir wissen, wie alltagstauglich sie wirklich ist, und fragten bei Sabine Soffner nach.

 

 

Nun ist es schon über 30 Jahre her, dass ich das Theologische Seminar Adelshofen (TSA) – das zum damaligen Zeitpunkt noch Bibelschule Adelshofen hieß – mit einem Bachelor verlassen habe. War ich da schon bereit für den Alltag? Heute arbeite ich in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens auf Kirchenbezirksebene. Ich bin zuständig für den Fachbereich Evangelischer Religionsunterricht und Schule. Ich lebe in Pirna nahe Dresden und arbeite in einem der, wenn nicht gar dem landschaftlich schönsten Kirchenbezirk der sächsischen Landeskirche.

 

Viel fremdes Land

Angefangen habe ich als Gemeindehelferin, heute heißt das Gemeindepädagogin, in der sächsischen Kirchgemeinde Ruppertsgrün in der Nähe von Zwickau. Angebahnt hatte sich diese Stelle schon über mein Hauptpraktikum. Damals schrieben wir das Jahr 1991 und die Wiedervereinigung lag weniger als ein Jahr zurück. Was mir den Einstieg in dieses damals noch fremde Land, die ehemalige DDR, und in die hauptamtliche Arbeit sehr erleichtert hat, war das in Adelshofen gelehrte „Gemeinsame Leben“. Miteinander leben, füreinander und miteinander beten, austauschen ohne Schere im Kopf, konnte ich die ersten sechs Jahre erproben, da eine weitere Adelshofener Absolventin in der Nähe zu arbeiten begann und wir als WG im Pfarrhaus meiner Gemeinde leben konnten. Es war sehr gut und ich möchte nicht missen, was ich dadurch an Hilfe erfahren und gelernt habe.

 

Immer wieder Wohnortswechsel
Ein weiterer Aspekt der Ausbildung spielte eine große Rolle in meinem Berufsalltag: Die Arbeit mit Ehrenamtlichen. Mir war das Finden und die Förderung von ehrenamtlich Mitarbeitenden ein wesentliches Kernstück meiner Arbeit. Gott hat mich immer wieder mit wunderbaren Menschen beschenkt, die mich auch herausgefordert haben mit ihrem Einsatz und ihren Sichtweisen. Nach sechs Jahren wechselte ich die Gemeinde innerhalb meines Kirchenbezirks in Sachsen. Nun lebte ich in der Kleinstadt Crimmitschau und arbeitete in einer der dortigen Kirchengemeinden. Wechsel der Arbeitsstätte bedeutete für mich auch immer Wechsel des Wohnortes.

 

Es war mir von Anfang an wichtig, mich auch nach dem abgeschlossenen Bachelor weiterzubilden. Der Versuch, ein berufsbegleitendes Studium zum religionspädagogischen Fachhochschulabschluss zu beginnen, misslang. So nahm ich zunächst eine externe Ausbildung zur Erzieherin in Angriff. Nachdem ich diese Ausbildung abgeschlossen hatte und nach 12 Jahren Engagement in der Kirchengemeinde, stellte sich mir die Frage, was nun? Meine Möglichkeiten, mich innerhalb der sächsischen Landeskirche weiterzuentwickeln, hatten Grenzen und so überlegte ich, ob es außerhalb der sächsischen Landeskirche Möglichkeiten gibt.

 

 

Die Chance beim Schopf gegriffen

Damals, 2003, bot das TSA zum ersten Mal einen Studiengang zum Master in Zusammenarbeit mit der University of South Africa (Unisa) an. Ich ergriff die Gelegenheit und änderte meinen Wohnort wieder einmal. Das abgeschlossene Studium ermöglichte mir, ein Jahr als Dozentin im TSA zu sein. Auf dieses Jahr blicke ich mit großer Freude zurück. Es war in vielerlei Hinsicht hilfreich und eine gute Vorbereitung, um wiederum in der Evangelischen Landeskirche Sachsens eine Stelle als Bezirkskatechetin antreten zu können. Das hatte ich nicht so geplant, aber der dreieinige Gott hatte das so geplant und im Rückblick kann ich nur sagen, es war herausfordernd und es war passend.

Ein weiterer Umzug, diesmal nach Pirna. 12 Jahre war ich hier in der mittleren Ebene für die Arbeit in der Kirchengemeinde und für den Religionsunterricht zuständig. Seit eineinhalb Jahren nur für einen der beiden Arbeitsbereiche. Und hier schließt sich der Kreis.

 

Bereit für den Alltag – Ja, ich war bereit für den Alltag nach der Ausbildung im TSA, aber ich war nicht fertig. Und so bin ich bis heute auf dem Weg mit Gott weiterhin eine Lernende.

 

 

Sabine Soffner liebt Meeresstrand und Elbsandsteingebirge, Smoothies und Sahnetorte sowie Zeit im Café zu verbringen. Sie absolvierte 1991 am TSA und lebt und arbeitet seitdem - meistens - in Sachsen.