Sr. Dora Schwarzbeck gehört seit 1978 zur Kommunität Adelshofen. Sie ist Diplom Sozial Pädagogin (FH), Religionslehrerin, Bibliologin, langjährige Dozentin am Theologischen Seminar Adelshofen und war von 2006 bis 2016 leitende Schwester.

03.08.2022

Veronika oder: Auf dem Weg nach Gaza

 

Ich steige in Freiburg in den ICE nach Köln über Karlsruhe. Es gibt vor dem Großraumabteil ein paar Sechserabteile, ohne Platzreservierung. Ich wähle ein Abteil, in dem eine Frau zwischen 30 und 40 Jahren allein sitzt. Als ich fragend reinschaue, meint sie erst, sie würde meinen Platz besetzen. Wir klären es. Ich setze mich gegenüber, irgendwie kommen wir schnell ins Gespräch. „Ich komme von Lausanne, spreche italienisch und französisch…“. Ich signalisiere ihr, dass ich leider beide Sprachen nicht spreche. „Englisch?“ „Yes, a bit“.  Wir verständigen uns ganz gut in Englisch, das Gespräch ist sofort intensiv. Sie ist Italienerin, lebt grade in der französischsprachigen Schweiz. Ist auf einer Städtetour nach Köln. Ich empfehle ihr den Kölner Dom. Dann wird es persönlich. Sie ist vor der zweiten Krebsbehandlung, nach einer Chemotherapie und Bestrahlung vor 6 Jahren. Die Ärzte raten ihr, etwas zu tun, was sie interessiert und entspannt. Deshalb reist sie. Erneute Bestrahlung, Krebs im Kopf, Haare gehen aus. Sie spricht sehr tapfer, sachlich. Sie fragt nach meinem Beruf. „Protestant Nun“. „Ich bin Katholikin, nicht traditionell, sondern im weitesten Sinn“, ist ihre Antwort.

 

Wir erzählen uns viel voneinander in diesen 45 Minuten, von unseren Einstellungen, unserem Leben, unserem Glauben. Und was das Wesentliche ist. Ich bin zurückhaltend, kann aber sagen, dass nicht die Konfession, sondern der Fokus auf Jesus Christus entscheidend ist. „Jesus Christ ist the Savior, is my savior“. Sie hat bald die nächste große Untersuchung, dann entscheidet sich die weitere Behandlung. „Please, if you have time, pray for me!“ „Yes, I’ll do this! „What’s your name?” „Veronika“. „Dora, Sister Dora“. Ich gebe ihr noch unsere kleine Kommunitätskarte, sie entdeckt gleich die Web-Adresse.

 

Wir müssen uns verabschieden. Umarmen uns spontan. Spüren beide: Das war eine besondere Begegnung. „God bless you!“.

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