03_2022

03_2022

Zurück auf Null

Zu den verschiedenen Funktionen und Anwendungsbereichen meines Smartphones gehört auch eine schön designte Stoppuhr. Sie ermöglicht mir, alle Zeitabläufe sekundengenau zu messen. Ob es die Länge meiner Predigt ist, das fehlerfreie Balancieren eines Kindes auf einem Baumstamm oder die Zeit vom grellen Aufleuchten des Blitzes bis zum hörbaren Donnerschlag. Und mit der Funktion „zurücksetzen“ kann ich eine neue Messung starten – sooft ich möchte. „Zurücksetzen“ bedeutet dabei, den Zähler erneut auf Null zu stellen, um eine neue Messung zu starten.

 

Wenn wir in dieser Ausgabe unseres Journals das Thema Vergebung aufgreifen, steht mir dieses Bild der Stoppuhr als eine gewisse Veranschaulichung dafür vor Augen. Ja, durch die Vergebung erleben wir, dass Gott unseren „Zähler“ auf Null stellt, dass er Befreiung von Schuld gibt, unser Gewissen erleichtert, die Beziehung zu ihm und zu Menschen erneuert. Aber zugleich kommen mir auch manche Fragen. Was macht es denn mit mir, wenn ich doch weiß, dass der Zähler sowieso immer wieder auf Null gestellt wird? Wieweit kann die Vergebung mich verändern? Wie gehe ich damit um, wenn Gott meinem Nächsten vergibt, aber ich ihm nicht vergeben kann?

 

Auf den folgenden Seiten finden Sie zu diesen und weiteren Fragen ganz verschiedene Impulse. Einige sprechen in diesem Zusammenhang vom „Glück der Gnade“, vom guten Umgang mit schlechten Erfahrungen, von der „Kultur der Vergebung“ als ständigem Erneuerungsprozess, von der „Fehlerfreundlichkeit“ und von der benötigten Zeit, Vergebung zu lernen bis hin zu der Erfahrung, befreit das Leben neu zu gestalten. Und es mündet in Überlegungen, wie wir heute mit Menschen unserer nachchristlichen Gesellschaft über dieses Thema ins Gespräch kommen können.