Otto Riecker hängt in der Küche ...

Natürlich nur sein Bild. Und das ist schon etwas ungewöhnlich für eine junge Familie. Doch die Inspiration, die vom „alten Riecker“ ausgeht, hat den „jungen Schmidt“ scheinbar voll erwischt. Und der stellt sich nun die Frage: Wie bekommen wir es hin, das nächste Kapitel zu schreiben? Und wer wird das tun? Es gäbe da eine Idee …

 

 

Kapitel 1958. Lange war dafür gebetet worden und Gott schenkte wirklich einen erwecklichen Aufbruch. Viele kamen zum lebendigen Glauben an Jesus. Die Frage drängte, wie diese geistliche Bewegung weitergetragen werden könnte. Pfarrer Riecker beriet sich mit Freunden über die Gründung einer Bibelschule und fand volle Bestätigung. Eine erste kleine Gruppe kniete im Pfarrhaus zum Gebet nieder und dann begann die Auslegung des Matthäusevangeliums. Kapitel 10 war grundlegend im Fach „Missionsgeschichte“. Alles sehr schlicht … Manchen kam das vermessen vor und nur wenige verstanden diesen Weg. Richtungsweisend war der missionarische Impuls: im gemeinsamen Lebensvollzug, im Unterricht und praktischer Arbeit, bei Einsätzen unterwegs und auf Veranstaltungen im Haus wollen wir Jesus bekannt machen. Ich halte es für äußerst wichtig, diese spannenden Geschichten aus der Anfangszeit zu kennen. Wie soll die DNA von damals heute frische Gestalt gewinnen und wie können wir die Erfahrungen von früher der nächsten Generation als Inspiration weitergeben?

 

 

Kapitel 2003. Als junger Christ kam ich nach Adelshofen und sog alles auf. Das gemeinsame Leben war für mich Herausforderung und Freude. Am TSA entdeckte ich eine neue Welt. Während der Vorlesungen kurze Gebete? Im Reiseteam unterwegs mit Dozenten? Studium für Herz und Hirn: Dogmatik, Seelsorge, Kirchengeschichte, Praxis geistlichen Lebens und viele Fächer mehr – nach 5 Jahren verließ ich Adelshofen mit 2 Träumen: verbindlicheres Leben in der Stadt wagen und Gemeindegründung.

 

     

Kapitel 2022. Wir wohnen seit 12 Jahren in Magdeburg. In unserem Stadtteil üben wir uns im gemeinsamen Leben. Die Wochentage haben jeweils einen Schwerpunkt: Gebet, Rekreation, Hauskreise, Kinderstunden, Aktionen im Viertel und neue Gottesdienste. Wir beten darum, dass Jesus uns mit vorbereiteten Menschen zusammenbringt. Eine kleine Gemeindegründung ist entstanden. Studierende vom TSA kommen ins Praktikum zu uns und es ergeben sich wichtige Gespräche: Was ist Leitung? Wie sollen wir predigen? Was tut Jesus um uns herum? Wie steht es um unsere geistliche Vollmacht?

 

 

Kapitel fünffältiger Dienst. Wenn wir Studierende bei uns zum Praktikum hatten, dann sprachen wir bald über den sogenannten fünffältigen Dienst. Paulus nennt im Epheserbrief 5 besondere Gabenprofile: „Gott hat die einen als Apostel eingesetzt und andere als Propheten, wieder andere als Evangelisten, als Hirten und Lehrer – damit die Heiligen ausgerüstet werden für das Werk des Dienstes und für die Erbauung des Leibes Christi.“ Dazu gäbe es nun viel zu sagen: Das Reich Gottes ist vielfältig, die Bedürfnisse von Menschen so unterschiedlich und Gemeindearbeit oft herausfordernd – die Welt ist weit und der Auftrag so groß. Jesus hat uns für die Ausbildung der nächsten Generation eine kraftvolle Idee mitgegeben: den fünffältigen Dienst. A – P – H – E – L!Ich schlage vor, dass wir uns damit vertraut machen. Was sagt das Wort Gottes darüber? Gibt es Erfahrungen in der Kirchengeschichte? Was heißt das ganz praktisch heute?

      

Apostel. Der Starter? Seine großen Ideen passen scheinbar nicht in den aktuellen Gemeindealltag. Andere warten, er geht los und stellt Teams für eine neue Gemeindegründung zusammen. Er denkt groß, träumt für eine ganze Region und bildet im Wohnzimmer nächste Gemeindegründer aus. Du sagst: „Das geht nicht!“. Aber sein Glaube kennt keine Grenzen.

Prophet. Der Mahner? Sehr sensibel für Gottes Flüstern. Er stört den Status quo in der Gemeinde. Er erinnert an Gottes Auftrag und seine Verheißungen: „Reinigen wir uns. Geben wir uns Gott hin. Ihm wollen wir heute dienen.“

Hirte. Der Seelsorger? Er sieht die Beladenen. Wer kam schon eine Weile nicht mehr in die Gemeinde? Der Hirte macht einen Hausbesuch. In stillen Gesprächen spricht er Trost von Gott zu und löst von Bindungen.

Evangelist. Der Botschafter? Er kommt leicht mit Leuten in Kontakt, die Jesus nicht kennen. Er kann das Evangelium erklären und Menschen kommen zum Glauben. Der Evangelist zeigt Mitarbeitern, wie man mit vorbereiteten Menschen über Jesus redet.

Lehrer. Der Bibellehrer? Er sieht die großen Linien in der Bibel und die verborgenen Details: Personen, Geschichten, Lernverse und biblische Prinzipen. Der Lehrer führt in das Wort Gottes ein und leitet an, es selbst gewinnbringend zu studieren.

   

 

Kapitel Zukunft. Ich kann das hier nur anreißen, aber siehst du das große Bild? Gemeindebau, Evangelisation, Jüngerschaft, Vertiefung, Seelsorge, Sammlung und Sendung – der fünffältige Dienst wirkt für alle Aspekte des Reiches Gottes zusammen. Ich habe dazu selbst noch viele Fragen. Lasst uns lernen und in unseren Gemeinden Ausschau halten: Wer hat eine dieser 5 Schwerpunktbegabungen und welche Förderung ist nötig? In meiner Küche hängt ein Bild von Otto Riecker und er ist für mich ein Vorbild auf dem Glaubensweg. Was würde er uns raten? Wie kann am TSA die nächste Generation auch im fünffältigen Dienst ausgebildet werden?In den letzten Jahren wird in Verbänden und Initiativen verstärkt über diese 5 Profile gesprochen. Ausbildungsstätten behandeln sie im Unterricht. Wir beten und fragen und beraten: Was bedeutet das für das TSA?

 

 

Wer schreibt die nächsten Kapitel? Wir sind selbst sehr am Lernen und, tja, wie soll ich es sagen? Wir hätten da einen Traum. Im Herbst 2020 war das TSA bei uns in Magdeburg zur Studienfahrt: missionarische Nachbarschaftsarbeit und neue Lebensgemeinschaften. Wir beteten, sangen und ein Gedanke bekam bei mir Raum. Könnte zwischen Adelshofen als geistlichem Zentrum und Magdeburg als missionarischer Modellregion eine Partnerschaft wachsen? Wäre es denkbar, dass einzelne Module wie Gemeindeneugründung oder Jüngerschaft hier bei uns unterrichtet werden? Oder ist diese Idee zu vermessen? Es gab ja schon in der Vergangenheit Überlegungen zu einer Außenstelle. Wie könnten wir unser theoretisches Verständnis zum Beispiel von Evangelisation im praktischen Missionskontext vor Ort vertiefen? Ich rechne fest mit belebenden Impulsen hin und her ...

 

 

Martin Schmidt ist verheiratet mit Elisabeth. Mit 4 Jungs wohnen sie in Magdeburg. Sie träumen von einer Jüngerschaftsbewegung in Sachsen/Anhalt. Sie haben gerne viele Gäste im Haus und in ihrer Wohnung stapeln sich überall Bücher. Von 2003 bis 2008 waren sie in Adelshofen.