Gott ist da!

Sr. Dora Schwarzbeck

Vor einiger Zeit war eine kleine Gruppe bei uns mit einer Frau, der es wichtig war, dass ihre Freunde ein Zentrum wie unseres kennen lernen. Und sie sagte nach der Begrüßung u.a.: … wenn ich in Ihrem Haus bin, dann merke ich, hier ist Gott“.

Was für ein Wort und was für eine Sehnsucht! Da sein, wo Gott ist. Wir wünschen es uns als Kommunität, als Mitarbeiter, als Ausbildungsstätte, als ganzes Zentrum, dass die Menschen, die uns besuchen, dem lebendigen Gott begegnen. Und wissen zutiefst, das ist etwas, was nicht verfügbar ist, was wir nicht gepachtet haben, was souveräne Gabe Gottes ist – und was uns immer neu in ein heiliges Staunen, manchmal auch ehrfürchtiges Berührtsein führt. Und es ist unser Gebet, dass doch Gott da ist – in unserem Tun und Lassen, im Verkündigen und Leben, im Lehren und Leiden.

Das Versprechen von Jesus: Ich bin da!

Jesus sagt: Seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt. (Neue Genfer Übersetzung)

Als Jesus sich aus der sichtbaren Welt von seinen Jüngern verabschiedet und zum Vater im Himmel zurückgeht nach seiner Auferstehung, da gibt er seinen Jüngern dieses Versprechen: Ich bin bei euch alle Tage. Er gibt es als der, der alle Macht im Himmel und auf Erden hat – ein Versprechen aus höchster Vollmacht und Autorität. Voraus geht die Beauftragung, das Evangelium von der Rettung in Jesus Christus in der ganzen Welt zu verbreiten und die Menschen zu Nachfolgern von Jesus zu machen. (Mt 28, 18-20) Ein Versprechen, das oft zitiert wird – oft ohne den Zusammenhang.

Das Versprechen von Jesus: Ich bin da! gilt allen, die seine Nachfolger sind.

Was kein Mensch versprechen kann, weil wir nicht allgegenwärtig sein können, was selbst Liebende nicht einhalten können, obwohl sie es sich so wünschen und auch meinen, weil sie eben Menschen sind, das verspricht Jesus denen, die zu ihm gehören.

Wie weiß ich, dass er da ist?

In unseren unterschiedlichen Persönlichkeiten, auch als Jesusnachfolger bleibt man das - werden wir auch da unterschiedliche Zugänge haben:

Da sind die, denen das Wort Gottes genügt und die sich einfach darauf verlassen, immer neu. Sie brauchen weniger die Erfahrung, das Gefühl, das immer neue bestätigende Erleben. Wie jener Ehemann, den seine Frau fragt, ob er sie immer noch liebe und der antwortet: Das habe ich dir doch bei unserer Heirat versprochen. Das gilt.

Und dann sind da die Schwankenden, die immer neu den besonderen Zuspruch, die Erfahrung brauchen zum Versprechen dazu. Und Jesus weiß das auch.

Oder die Ängstlichen, Skrupulösen, die schnell ihr Versagen und ihre Unwürdigkeit spüren und sehen – und den Zuspruch durch den anderen Christen brauchen – auch das weiß Jesus und hat das gegenseitige Stärken unter den Christen so eingerichtet.

Und die Starken, an denen sich andere aufrichten, aber die nichts mehr fürchten, als die Erfahrung der Ohnmacht, des Zweifels – und auch das weiß der Herr: Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre – das ist ein Satz von Jesus für Petrus, den Felsen.

 

Über Nacht

Wenn ich mich frage, wie Jesus mich beschenkt, wie ich seine Nähe und sein Handeln erlebe, schaue ich gerne in mein Dank-Heft. Nach dem Psalmwort „Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“, baue ich meiner Vergesslichkeit vor. Da steht zum Beispiel in Stichworten, wie mir jemand gleich mehrere sehr nötige hilfsbereite Mitarbeiter aus dem Jugendkreis zur Mithilfe für eine Veranstaltung angeboten hat. Da steht auch, wie der Herr den Männertag kürzlich gesegnet hat: Christen haben ihre Gaben bei der Verkündigung, bei den Workshops, in der Band eingesetzt. Und über Nacht zeigte mir Gott eine wichtige Umstellung beim Ablauf des Programms, er legte einen Frieden auf den Tag und es gab seelsorgerliche Gespräche mit Teilnehmern.

Apropos ‚über Nacht‘: ich erlebe es öfter morgens beim Aufwachen, dass mir Predigtkonzepte klar werden, mir aber auch Schuld, Versagen und Grenzen vor Augen stehen und ich damit umgehen kann. Zum Beispiel Schuld vor Jesus und Menschen zu bekennen. Und ich erlebe auch, wie Gott Gebet erhört, Familien zurechtkommen, Menschen bewahrt werden oder im Leid getröstet sind. Ich glaube, dass auch mein Gebet dazu mithilft.

Zufall‘, ‚psychologisch‘, mögen einige sagen. Ich sage: „So viel Zufall und Psychologie kann’s gar nicht geben, dass Umstände und Entwicklungen sich im Sinn Gottes ändern und gut verlaufen.“

Gott ist da! Er handelt „über Nacht“. Es ist Glaubens- und Erfahrungssache.

Br. Hubert Weiler

Er ist da in guten Tagen

Er ist da – in guten Tagen – wenn alles läuft und wir Gottes Segen wie einen Rückenwind spüren. Wunderbar. Herr, du bist da! Wir kennen das aus unserem Werk, wenn eine Veranstaltung offensichtlich gesegnet war, wenn eine große Spende kommt, wenn wir ein Auto geschenkt bekommen, wenn Menschen gut über uns sprechen. Wenn jemand, der im Jahresteam oder Theologischen Seminar war nach Jahren schreibt: Das war die beste Zeit in meinem Leben. Wenn bei Diensten Menschen in der Seelsorge Hilfe und Befreiung erfahren oder zum Glauben an Jesus finden. Wenn Gott deutliche Führungen gibt, wie neue Mitarbeiter oder die Bestätigung für eine neue Aufgabe, ein neues Projekt.

Er ist da in schweren Tagen.

In Krankheit und Leid – durch den Trost von Geschwistern und aus seinem Wort, im Durchhalten- und Aushaltenkönnen. Er ist da in der Mittelmäßigkeit meines Lebens. So macht ein Mensch, der lebenslang an einer Depression leidet, die Erfahrung: Ich hatte große Pläne und auch Gaben – aber durch die Schwankungen der Depression konnte ich nur kleinere Projekte schultern. Er ist auch da in der Erfolglosigkeit. Da haben wir eingeladen zur Mitarbeiterschulung für eine Bibelwoche und die Leute kommen einfach nicht! In Vergeblichkeit und Enttäuschung: Man hat in Menschen investiert, Kraft gelassen, gearbeitet, gebetet, sich bemüht – und dann kam kein Dank, sondern Unbeachtetsein, Kleinreden. Und er erlaubt uns das Gebet, oder den Schrei: Herr, wo bist du? Und in der schweren Anfechtung, wo die Zumutungen der Nöte überhand zu nehmen scheinen, ist er dennoch dabei. „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich keine Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich..“ Wir oft haben Christen dieses Gebet gebetet und Kraft geschöpft durch das vom Heiligen Geist im Herzen beglaubigte Wort: Ich bin da!

Er ist da, wenn wir nicht an ihn denken

Das T-Shirt im Supermarkt

Ich hatte bei unserer Seminarwoche mit dem Jahresteam eine Liste bekommen, was ich alles im Supermarkt für uns einkaufen sollte. Also fuhr ich los und packte alles in den Einkaufswagen. An der Kasse fiel mir auf, dass ich einige Sachen vergessen hatte. Ich hatte nur im Kopf: „Du musst gleich nochmal rein und den Rest kaufen“. Als die Kassiererin alles einscannte, schaute sie mich irritiert an und fragte, ob ich Christ sei. Ich, noch in Gedanken bei meinem vergessen Einkauf sagte: „Äähh, ja warum?“ Sie schaute auf mein T-Shirt, auf dem Psalm 150 auf kreative Art abgebildet war und unten stand groß Halleluja drauf. Unvermittelt sagte sie, sie wüsste gerade nicht, was Gott ihr sagen will. Ich verstand nicht ganz und fragte nach, allerdings war gerade der nächste Kunde hinter mir und sie hatte keine Zeit mehr. Ich sagte ihr, dass ich sowieso nochmal rein muss, weil ich was vergessen habe und dann nochmal zu ihr an die Kasse komme. Als ich zurückkam, hatte sie mit ihrer Kollegin schon abgesprochen, dass sie mal 5 Minuten Pause machen kann, wenn ich wieder da bin.

So gingen wir kurz raus und sie erzählte mir ihre Geschichte: Sie sei erst einen Monat Christin, in ihrem Leben vorher drehte sich alles um Party und Gutaussehen. Sie sei auf der einen Seite voller Freude über Jesus und dass er ihr Leben so ausfüllt, aber auf der anderen Seite traurig, dass ihre Freunde es nicht verstehen und sie wisse nicht, wie sie mit ihnen umgehen soll. Sie habe keine Freunde die auch Jesus kennen und hatte die letzten Tage Zweifel, ob alles so richtig ist. Sie hatte Jesus um ein Zeichen gebeten. Er sollte ihr zeigen, dass sie auf dem richtigen Weg ist.

Nun stand ich vor ihr mit dem T-Shirt und es hat sie so angesprochen, dass Jesus da ist und ihr zeigt, sie soll einfach dran bleiben. Wir sprachen noch etwas über Gemeinde und Kontakt mit anderen Christen. Am Ende wiederholte sie den Satz: „Ich muss einfach dran bleiben“.

Was sie nicht wusste war, dass meine Beziehung zu Jesus in der letzten Zeit nicht sehr gut war. Es ging mir innerlich nicht gut und ich hatte mit manchen Fragen und Zweifeln zu tun. Ihr Satz: „Ich muss einfach dran bleiben!“ hat mich so berührt und angesprochen, dass ich wusste: der kommt direkt von Gott an mich. Er sagt mir: Mit deinen Fragen und Zweifeln bleib dran und suche die Gemeinschaft mit mir!

Als ich wieder im Auto saß um heimzufahren, war ich total erstaunt, wie genial und groß Gott ist.

Er hat mich gebraucht für die junge Frau und er hat sie gebraucht um mich wieder aufzubauen und näher mit ihm zu leben.

Br. Stefan Heidorn

Jesus ist da – und er ist für alle Menschen da als Retter, Heiland und Erlöser.

Das Versprechen von Jesus gibt er seinen Nachfolgern – zusammen mit dem Auftrag, das Evangelium weiterzusagen. Da wo wir die Nähe unseres Herrn erleben, durch sein Wort, durch Erfahrungen, überraschend und unverdient, mitten im Leid und in der Anfechtung, im Jubel über seine Hilfe, im Ergriffensein über seine Größe und Gegenwart – da gilt die Verheißung immer auch den Menschen um uns herum – Jesus will retten und heilen für die Ewigkeit. Bis zu dem Tag, wo wir ihn sehen werden, wo alle Zweifel weg sind, weil wir ihn sehen, wie er ist, und uns freuen – immer und ewig.