Die große Macht der Worte

Wer sich nie mit dem Unterschied zwischen gutem Reden und dem Guten reden auseinandergesetzt hat, wird in diesem Beitrag eine ganze Menge Anregungen finden, es jetzt zu tun. Zugegeben, das geht nicht auf den ersten Blick und erfordert Zeit und Konzentration. Christian Pletsch meint, beides sei ein gutes Investment in die persönliche Entwicklung und ins Reich Gottes.

 

 

Reden ist eine wichtige Grundform der Kommunikation, wenn nicht die wichtigste Form. Durch Reden geben wir Informationen weiter und es ermöglicht den Ausdruck von Emotionen. Wir können sagen, wie wir uns fühlen, was wir denken. Wir können uns selbst mitteilen und offenbaren. Durch das Reden können wir uns miteinander koordinieren. So schafft das Reden eine Basis für Zusammenarbeit und gemeinsame Problemlösung. Dieser Artikel wäre ohne Gespräch mit lieben Menschen in meinem Umfeld so nie entstanden. Reden verbindet, selbst der oft geschmähte Small-Talk schafft Vertrauen und Verbundenheit. Reden ist nur schwer zu ersetzen und so wurde für Menschen, die im Hörvermögen stark beeinträchtigt sind, die Zeichensprache erfunden.

 

Was unsere Rede wert ist

Wenn das Reden so wichtig ist, dann ist von großer Bedeutung, was wir sagen. Und genau darum geht es in dieser Ausgabe: Um „Das Gute reden“ und nicht um „das gute Reden“! Dazu gibt es unzählige Angebote an Kursen, Büchern und Ratschlägen, die hier weiterhelfen können. Da finden sich viele nützliche Trainings und Angebote, um verständliche und gewinnende Worte zu finden oder auch einfach einen Vortrag gut zu strukturieren. Gut reden zu können, das beschreiben wir mit dem Begriff der Rhetorik. Sie ist absolut nützlich und kann eine wahre Kunst sein. In der Bibel finden wir einen anderen Schwerpunkt. Hier wird wenig auf das Wie und dafür vielmehr auf das Was unserer Rede Wert gelegt.

 

„Das Gute reden“ oder auch „Gutes reden“ heißt auf Latein „bene dicere“ bzw. auch zusammen „benedicere“. Es bedeutet übersetzt „loben“ oder „segnen“. Auf Deutsch hielt sich noch lange eine Abwandlung aus dem Lateinischen: „benedeien“. Dieses Verb wurde auch in der deutschen Sprache in beiderlei Weise gebraucht. Heute findet man das Wort nur noch in alten Lutherbibeln, Wörterbüchern oder älterer deutscher Literatur. Bemerkenswert dabei bleibt, dass es sowohl bedeuten konnte, dass der Sprecher etwas Gutes über jemanden sagt oder dem Gegenüber Gutes zuspricht. Beides sind wichtige Aspekte, wenn wir darüber nachdenken, was es heißt, Gutes zu reden.

 

Der Wahrheit verpflichtet

Wie bedeutsam das Reden ist, wird im ersten Kapitel der Bibel bereits deutlich. Gott erschafft diese Welt durch sein Wort. Er spricht und es geschieht. So wird es in den ersten Versen der Bibel deutlich formuliert. Und dann spricht Gott auch zum Menschen. Und was tut Gott? „Gott segnete den Menschen und sprach…“ Gott spricht dem Menschen Gutes zu. Er gibt ihm Auftrag und Bestimmung. Gott setzt den Menschen ein als guten Verwalter über diese Erde. Und Gott begabt den Menschen von Anfang an mit der Sprache, der Rede. Gott schuf den Menschen in seinem Bild. Die Sprache des Menschen und seine Fähigkeit zur Rede ist Teil dieser Gottebenbildlichkeit.

 

Nur kurze Zeit später, in 1.Mose 3, müssen wir mit ansehen, wie zerstörerisch das Reden sein kann. Der Mensch wendet sich von Gott ab und alles beginnt mit der An-Rede der Schlange. Nicht, dass sie redet, ist die Katastrophe, sondern was sie redet. Denn sie beginnt ihre Rede mit einer Lüge. Gutes Reden, zum Guten reden und Schlechtes reden liegen in der tagtäglichen Ausführung erschreckend nah beieinander. Der Unterschied wird durch den Inhalt festgelegt. Und der erste Schaden wird angerichtet durch das Lügen, das Reden von Unwahrheit. Und so lässt sich ein entscheidendes Merkmal für Gutes reden festhalten. Es ist der Wahrheit verpflichtet. So wie auch Jesus Christus, der von sich selbst sagen konnte: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14,6).

 

Gott legt den Finger in die Wunde

Schauen wir uns weiter in der Bibel um, so finden wir sehr viele Gedanken und Anregungen zu der Frage nach dem Guten Reden. Wir sind aufgerufen unser Reden (und auch unser Singen) zu nutzen, um Gutes über Gott zu sagen und ihm unseren Dank und unser Lob zu bringen. Zum Beispiel in den Psalmen 103 und 150. Über ihn zu jauchzen, uns an ihm zu freuen und das auch noch in Worte zu bringen, das ist ein Vorrecht und ein Auftrag an uns (vgl. Psalm 149). Und so kommt unweigerlich immer wieder die Frage an mich selbst hoch: Wo und wann nehme ich mir genau dafür Zeit? Hat Gott mir doch auch dazu meinen Mund und die Fähigkeit zur Rede gegeben, um ihn zu ehren, ihn zu loben und ihm zu danken für all die unzählbaren Freundlichkeiten und Gaben, die er uns gibt.

 

Im Blick auf das zwischenmenschliche Reden bietet das Buch der Sprüche eine Vielzahl an Anregungen zum Reden des Guten. Wahrheit und Ehrlichkeit spielen hier eine große Rolle (Spr 10,9f u. 18-21). Auch wird immer wieder Wert daraufgelegt, mit Worten Zank und Streit zu beschwichtigen und anderen Mut zu machen, statt schimpfend und nörgelnd für schlechte Stimmung zu sorgen (z.B. Spr 15,1-2) Dabei wird stets davor gewarnt, unbedacht zu reden (Spr. 13,3). Denn unbedachtes Reden ist meist nicht gut. Gutes Reden fällt uns eben nicht leicht. Und das bringt uns zu unserem inneren Grundproblem. Jesus beschreibt es in Mt 12,34 mit harten Worten: „Ihr Otterngezücht, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ Jesus will hier niemanden beschimpfen. Er legt den Finger genau auf das Problem. Die Herausforderung liegt weniger in unseren einzelnen Worten. Die Problematik liegt tiefer. Wir scheitern immer wieder daran, Gutes zu reden, weil unser Herz nicht gut ist. Wir brauchen Veränderung, die nur Jesus Christus geben kann. Nur ein erneuertes Herz kann Gute Rede hervorbringen. Das bedeutet aber auch: Das Gute Wort soll das Ergebnis eines erneuerten Herzens sein. So erinnert uns dieses Jahresthema immer wieder daran, wie sehr wir auf Gottes Gnade und Vergebung angewiesen sind. Wir benötigen sein Handeln an uns und unserem Leben – selbst bei so etwas Alltäglichem, wie dem Reden. Es geht nicht ohne Ihn. Gott selbst muss durch seinen Geist in unserem Leben wirken.

 

Barmherzig anstatt bitter

Und so wird das Gute Wort bei Paulus und auch bei Jakobus zu einem Kennzeichen für ein erneuertes Leben (vgl. Jakobus 3,1-12 und Eph 4,29-32). Gute Wort helfen dem anderen, sie bauen auf und stärken in der Nachfolge. Statt Wut und Bitterkeit bringt die Gute Rede Barmherzigkeit, Güte, Trost und Mitleid. Und sie gipfelt in der Gnade der Vergebung als höchste Form der Nachahmung und Nachfolge Christi. Weil Christus uns vergeben hat, können auch wir Worte der Gnade und Vergebung aussprechen. Und so ist auch der Zuspruch der Vergebung mit der höchste Dienst, den wir mit Worten einem Bruder oder einer Schwester tun können.

 

Und dabei brauchen wir nicht stehen bleiben. Denn wir haben das Vorrecht diese Gute Botschaft von der Vergebung in Christus Jesus und dem neuen Leben, das er schenkt, weiterzusagen. Das Evangelium von Christus ist eben wortwörtlich die „Gute Botschaft“. Sie muss den Menschen zu Gehör gebracht werden. Wie sollen sie sonst davon hören? (vgl. Röm 10,14-15) Das Beste, das wir weitergeben können im Wort und in der begleitenden Tat ist die Nachricht von Jesus Christus, dem menschgewordenen Sohn Gottes, dem einen Wort Gottes, dem wir ganz und gar vertrauen sollen.

Gutes Reden – ein Auftrag, zu dem wir geschaffen sind, der uns viel abverlangt und uns häufig überfordert. Gleichzeitig ein wunderschöner Auftrag voller Freude, Wahrheit und Güte, zu dem Gott selbst uns befähigen kann und will. So bleibt dazu ein gutes Wort an Sie persönlich: Gott segne Sie mit Freunde und Zuversicht, Güte und Wahrheit in all ihrem Reden.

 

 

Christian Pletsch ist Kaufmann und Theologe, war Leiter der KEB in Deutschland und ab 2016 Verwaltungsleiter des LZA, 2022 wurde er dort zum ersten Vorstandsvorsitzenden der neuen Stiftung berufen. Christian ist mit Kerstin verheiratet und Vater von zwei Teenager-Töchtern.

 

 

ZUM WEITERLESEN

1.Mose 3

Psalm 103

Psalm 149

Psalm 150

Sprüche 10, 9f

Sprüche 10, 18-21

Sprüche 13, 3

Sprüche 15, 1-2

Matthäus 12,34

Johannes 14, 6

Römer 10, 14-15

Epheser 4, 29-32

Jakobus 3, 1-12